Erbfolgekriege
Geschrieben von: Gabriele Kästele   

Die „Sendlinger Mordweihnacht“ auf dem Hintergrund der spanischen Erbfolgekriege

 

Machtstreben Bayerns

Der bayerische Kurfürst, Herzog Maximilian II Emanuel – kurz Max Emanuel - war wegen des großen Staatsvermögens und seines modernisierten Heeres für den Österreicher Kaiser Leopold I., zugleich aber auch für dessen Widersacher, den französischen König Ludwig den XIV. als Bündnispartner interessant. Als die Türken 1683 Wien belagerten, ergab sich für ihn die Gelegenheit, offensiv in die Politik einzugreifen.
Der wegen seiner  Uniform so genannte „Blaue König“ half Wien von den Türken zu befreien und wurde nach der Erstürmung Belgrads als Türkenbezwinger in ganz Europa bekannt. Er kommandierte am Rhein und in Savoyen die Reichsarmeen gegen Frankreich. Außerdem übertrug ihm der König von Spanien die Statthalterschaft in den Niederlanden.
Der ehrgeizige Wittelsbacher hatte sich ursprünglich auf die Seite der Habsburger gestellt, weil er  durch eine Heirat mit Maria Antonia, der Tochter des Habsburger Kaisers  großen Machtzuwachs erwarten konnte. Die Mutter seiner Ehefrau war eine Schwester Karl III. von Spanien.
Für die Enkel des spanischen Königs konnten die Wittelsbacher einen soliden Erbanspruch auf den bald vakanten spanischen Thron erheben. Dies bedeutete schließlich die Chance auf ein Weltreich. Er hatte dabei neben Spanien selbst die spanischen Niederlande und die beiden Indien im Visier, es lagen aber auch Besitzungen in Italien und Sizilien auf dem Tablett.
 
England, Frankreich und Holland unterstützten Bayern einhellig, weil dadurch Österreich isoliert wurde. Aber der frühe Tod seines Sohnes 1699 (in Versailles hieß es „durch Gift aus Wien“) machte die Aufstiegspläne zunichte. Als dann  vom sterbenden spanischen Monarchen überraschend ein Enkel Ludwigs XIV., der auch mit einer Schwester des spanischen Königs verheiratet war, zum Erben ernannt wurde, kam es zur großen Auseinandersetzung.
 
 

Der spanischen Erbfolgekrieg

Kaiser Leopold machte für seine Familie Ansprüche geltend, die zumindest Teile des spanischen Weltreichs betrafen. 1701 rückte Ludwig XIV. in Flandern und Italien ein, der Habsburger Leopold I. griff zu den Waffen, um seine dynastisch - juristischen Rechte durchzusetzen. Seine Frau war eine Schwester des Verstorbenen, deshalb sollte seiner Ansicht nach der österreichische Erzherzog Karl den spanischen Thron besteigen.

Der englische König verbündete sich mit dem Kaiser. Die Generalstaaten (Holland), Spanien, Portugal, Schweden und Savoyen schlossen sich an. Preußen, Hannover und eine Vielzahl von deutschen Fürsten des Heiligen römischen Reiches stellten sich auf die Seite der Österreicher, Leopold konnte somit den Reichskrieg proklamieren.
Der Wittelsbacher schlug sich nun auf die Seite Frankreichs, mit ihm nur der Kurkölner Erzbischof Joseph Klemens, sein leiblicher Bruder.
Dies war absolut nicht im Sinne des Reiches. Die Haltung des Kaisers hatte ihn zutiefst enttäuscht. Er fühlte sich für seine langjährige Gefolgstreue in den Türkenkriegen und während der Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden geradezu hintergangen. Bei einem Bündnis zwischen Frankreich und Bayern wurden ihm aber für aktive Kriegsteilnahme territorialer Gewinn und Anerkennung der Königswürde zugesichert.
Bayern war nun von allen Seiten von Feinden umgeben.
 
 

Besatzungszeit

1702 marschierten die kaiserlichen Truppen in Bayern ein. Ab diesem Zeitpunkt war die bayerische Bevölkerung Plünderungen und Grausamkeiten der Feinde ausgesetzt, die französischen und die eigenen Truppen verhielten sich kaum freundlicher. Die vom Kaiser zur Verwaltung Bayerns eingesetzte Administration, die der fränkische Reichsgraf Löwenstein leitete, musste den Notwendigkeiten der kaiserlichen Befehle folgen. 
Obwohl man die Nöte sah, konnte man die Bevölkerung nicht schützen. Das Land wurde ein beliebtes Erholungsquartier für die kaiserlichen und die Reichstruppen, hatte für die gesamte Verpflegung zu sorgen. 1703 sollte Bayern über Tirol in Oberitalien eindringen und Frankreich unterstützen, wurde aber vom Tiroler Volksaufstand zurückgeschlagen. Die bayerischen und französischen Truppen unterlagen in der Schlacht von Höchstädt 1704 den verbündeten Engländern, Niederländern und Österreichern.
Die Franzosen zogen sich über den Rhein zurück, der Kurfürst musste die Regentschaft seiner Gemahlin Therese übertragen und ins Exil gehen. Die bayerischen Truppen wurden entlassen, die Festungen dem österreichischen Kaiser übergeben. Lediglich das Rentamt München wurde der Kurfürstin überlassen, das gesamte restliche Bayern fiel unter österreichische Besatzung.
 
Jedes Maß übersteigende Disziplinlosigkeiten, Exzesse und Vergewaltigungen durch die Soldaten, überhöhte Steuern, Plünderungen und der daraus entstandene wirtschaftliche Niedergang peinigten die bäuerliche Bevölkerung. Als die kaiserliche Armee im Sommer 1705 in Norditalien und Ungarn weitere Truppen benötigte, zwangen die Österreicher die bayerischen Burschen mit Gewalt in den Dienst, weil die üblichen Werbemethoden nicht wirkten. Die meisten jungen Männer entzogen sich durch Flucht.
Daraufhin begann ein wüstes Kesseltreiben, die Bauernburschen wurden gefangen und auf Wägen gefesselt verschleppt. Man mutete der Jugend des Landes zu, auf der Seite des Feindes, also gegen das eigene Land zu kämpfen. Gegen diese Zwangsrekrutierung rotteten sich Bauernsöhne und Knechte in der Oberpfalz, im Rottal, bei Ebersberg, im Isarwinkel und um Traunstein zusammen, bedrohten die Regierungskommissionen und Ämter, befreiten gefangene Rekruten wieder. Die Aufständischen, die zum großen Teil den sogenannten bayerischen „Landfahnen“ angehörten, schlossen diese zur sogenannten „Landesdefension“ zusammen. Daraus entwickelte sich eine regelrechte Aufstandsbewegung.
Bauern, Tagelöhner; ländliche Handwerker und ehemalige Soldaten befanden sich in Aufruhr. Es konnten auch viele Beamte für den organisierten Widerstand gewonnen werden.
Städtische Bürgerschaft, Adel und Klerus aber fühlten sich nicht betroffen und hielten sich fern.
 
 

Auseinandersetzungen und Kampfhandlungen

Im November nahmen die Aufständischen im Unterland Burghausen ein, dann Braunau, Vilshofen,   Schärding, Kehlheim. 
Eine unabhängige Bayerische Regierung sollte geschaffen werden. Aber es fehlte eine überragende Persönlichkeit und vor allem eine starke militärische Führung. Die bedeutendsten Anführer Sebastian Plinganser, ein Jurist aus Pfarrkirchen, das geistige Haupt des Unterländeraufstands und Franz von Prielmair, ein hoher Beamter aus Burghausen, Kriegskommissär der Landesdefension arbeiteten mehr gegen- als miteinander. Trotzdem nahm in der ersten Dezemberhälfte der Plan eines gemeinsamen Marsches der Unter- und Oberländer auf München greifbare Gestalt an. Auch für das Oberland wurde eine kurbayerische Landesdefension geschaffen.
 
Am 9. Dezember fand im Franziskanerkloster in Tölz die entscheidende Besprechung statt. In einer Mischung aus Halbwahrheiten und Übertreibungen wurde behauptet, dass die Münchner Bürgerschaft und einige Adlige dringlich ersuchten, dass man zu den Waffen greife und die Kaiserlichen aus München vertreibe. Aus dem Rentamt München seien 20 000 Mann bereit und aus dem Unterland erwarte man 8000. Die Münchner hätten versprochen, dass man die Aufständischen ohne Verluste in die Stadt schleusen werde.
Außerdem hatten Aufständische ein Mandat Max Emanuels gefälscht, in dem er seine Untertanen angeblich zu Widerstand aufforderte.
 
Die neu geschaffene „Kurbayerische Landesdefension“ gab das “Tölzer Patent“, eine Art Aufruf heraus, dass es einen kaiserlichen Befehl zur Verwüstung durch Feuer und Schwert gäbe und deshalb die kaiserlichen Truppen aus dem Land zu jagen seien. Die Beamten konnten sich also in dem Glauben wiegen, im Sinn und Auftrag ihres angestammten Landesherrn zu handeln, ja ihrer patriotischen Pflicht und Schuldigkeit nachzukommen, als sie beschlossen, ihre Untertanen zum Marsch auf München aufzufordern.
 
Mit der Parole, es drohe Gefahr, dass die drei ältesten kurfürstlichen Prinzen von den Kaiserlichen aus München entführt werden sollten, marschierten nun von allen Seiten Aufgebote und Freiwillige nach Schäftlarn in der Meinung, die Münchner Bevölkerung würde helfen und für die Befreiung der Fürstensöhne die Tore öffnen.
In München war allerdings trotz intensiver Bemühungen kaum ein Dutzend Bürger zur Unterstützung gewonnen worden. Von Interesse oder gar Sympathien für die Leiden der Bauern konnte absolut keine Rede sein. 
 
 
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 23. September 2010 um 11:16 Uhr
 
Erfolgreiche Premiere
Die ausverkaufte Premiere und Uraufführung am 13. Januar war nicht nur ein voller Erfolg beim Publikum, auch die Presse ist begeistert.

110115_sz_premiere_s

"... Unterdrückung, Verrat, Gemetzel und das zur Weihnachtszeit – es war schwere Kost, was Everding, Intendant Michl Wöllinger und die Ayinger Gmoa auf die Bühne brachten. Aber Dank origineller Inszenierung war es auch kurzweilig und durchaus bewegend. Das Ergebnis: viel Applaus  und Brave-Rufe für das Ensemble."

 
Unter freiem Himmel?
Keine Freilichtspiele im Januar!

Das ist neu: Theater "in-house". Keine Regenbekleidung in Reserve halten müssen. Weil das Thema einen Spieltermin im Winter – nahe an Weihnachten – geradezu fordert geben wir unsere bisherige Tradition auf und spielen im geschlossenen Raum.
Der Ort: Festsaal des Gasthofs zur Post "Fellner" in Großhelfendorf, Dorfstraße 14a.